Volkshochschul-Leiterin Juliane Kreutzmann mit viel Prominenz in den Ruhestand verabschiedet


Mehr als 220 Gäste, darunter hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft, waren der Einladung der vhs Langenfeld in die Stadthalle gefolgt, um am Samstag, 27. Januar, die langjährige VHS-Leiterin Juliane Kreutzmann aus dem aktiven Dienst zu verabschieden.

Neben Bürgermeister Frank Schneider waren mit Klaus Kaiser und Nathanael Liminski gleich zwei Staatssekretäre zu Gast in Langenfeld, außerdem Claudia Schlottmann, die Landtagsabgeordnete des örtlichen Wahlkreises. Offiziell hatte Christian Fliegert bereits am 1. Januar die Nachfolge von Kreutzmann als Leiter der vhs Langenfeld angetreten. Jetzt wurde nochmal im Kreise der gesamten VHS-Familie Abschied gefeiert – und deren „Mitglieder“ waren zahlreich erschienen: Die Verbandsdirektorin des NRW-Landesverbandes der Volkshochschulen, Ulrike Kilp, zahlreiche Leiter der Volkshochschulen aus der Region, die Kursleiter und Mitarbeiter der vhs Langenfeld sowie Ehrenamtler und treue Teilnehmer, die Verwaltungsspitze und Kollegen der Stadt Langenfeld, die örtlichen Kulturschaffenden sowie langjährige Wegbegleiter – alle hatten sich eingefunden, um Juliane Kreutzmann auf Wiedersehen zu sagen. Dabei war es der scheidenden Leiterin wichtig, weniger ihre Person, sondern vielmehr die Institution Volkshochschule in den Mittelpunkt zu stellen.

Höhepunkt der Veranstaltung war die Rede von Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der zur Bedeutung und Perspektive der Volkshochschulen Stellung bezog. Der Politiker stammt ebenso wie die Pensionärin aus dem Sauerland. Auch das verbinde sie, erklärte Kaiser, denn dieser Menschenschlag bringe seine eigene Qualität mit – nicht nur sprachlich. Der Staatssekretär lobte das breite und an den gesellschaftlichen Herausforderungen orientierte Weiterbildungsangebot der vhs Langenfeld, das Juliane Kreutzmann mit einer kleinen Mannschaft gestemmt habe. Unter ihrer Ägide konnten in den letzten 20 Jahren sowohl das Kursangebot, als auch die Teilnehmerzahlen verdoppelt werden.

Die NRW-Landesregierung habe sich vorgenommen, Weiterbildung im ganzen Land aus dem Schattendasein herauszuführen. Denn die Weiterbildung müsse als Schnellboot fungieren, das unverzüglich auf gesellschaftliche Herausforderungen reagieren kann. In diesem Zusammenhang erinnerte Kaiser an die Flüchtlingskrise 2015. „Hätten wir uns nicht auf die Volkshochschulen und die freien Träger der gemeinwohlorientierten Weiterbildung verlassen können, dann hätte dies ins Chaos geführt“, würdigte er den Beitrag der Volkshochschulen zur Integration in Deutschland.

Als eine der großen anstehenden Aufgaben der Weiterbildung nannte der Staatssekretär die Grundbildung. 7,5 Millionen funktionale Analphabeten leben in Deutschland. Diese Zahl bezeichnete Kaiser als „bildungspolitischen Skandal“. Um diese Teilnehmer zu erreichen, seien neue Strategien notwendig. Auch die Heranführung junger Menschen an Weiterbildung sei ein wichtiges Thema. Mit der Jugendkunstschule, die die vhs Langenfeld unter ihrem Dach betreibe, sei man da bereits auf einem guten Weg. Als die zentrale Fragestellung für alle Weiterbildungseinrichtungen bezeichnete der Politiker jedoch die Digitalisierung. Er vertrat die These: „Wer sich nicht an den Herausforderungen der Digitalisierung beteiligt, wird in der Weiterbildung innerhalb weniger Jahre abgehängt.“ Dabei warnte er vor einem Einzelkämpferdasein und appellierte an die Weiterbildungseinrichtungen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen.
Die Volkshochschulen bezeichnete Kaiser als „tragende Säulen der Weiterbildung in der Breite“. Denn trotz der Digitalisierung bräuchte lebenslanges Lernen für viele Menschen immer noch einen festen Ort. Um dieser Aufgabe gewachsen zu sein, hat die Landesregierung bereits im Nachtragshaushalt 2017 die Landeszuschüsse für die Weiterbildung aufgestockt und im Koalitionsvertrag eine Dynamisierung der Fördermittel festgelegt. Als Repräsentant der Landesregierung versprach der Staatssekretär, die Weiterbildung in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken. Dazu plane man, für 2019 eine Reform des Weiterbildungsgesetzes. Gemeinsam mit den Weiterbildungseinrichtungen wolle man nach intelligenten Lösungen für die Förderung suchen. Ziel sei es, eine verlässliche Finanzierung sicherzustellen, die auch neue Modelle der Weiterbildung ermöglicht. Und da zeige sich wieder der Sauerländer in ihm: „Nicht zu viel drüber quatschen, aber eben zuverlässig konstruieren“, so Kaiser.

Auch Bürgermeister Frank Schneider und Kreutzmanns Nachfolger Christian Fliegert würdigten in ihren Reden den Einsatz der scheidenden Leiterin für die erfolgreiche Weiterentwicklung der vhs Langenfeld. Allgemeines Bedauern äußerten alle Seiten über das Ende der außerbetrieblichen Ausbildung zur Hauswirtschafterin im Jahr 2015, die Juliane Kreutzmann zu Beginn ihrer Tätigkeit für die vhs Langenfeld ausgebaut hatte. Dabei erhielten benachteiligete Jugendliche mit sozialpädagogischer Betreuung die Chance zur Berufsausbildung. Nach 30 Jahren wurde die erfolgreiche Maßnahme eingestellt, weil die Mittel hierfür nicht mehr zur Verfügung gestellt wurden.

Das Schlusswort hatte Juliane Kreutzmann, die sich über die vielen Gäste und die Auszeichnung sichtlich freute. „Sorgen Sie dafür, dass auf kommunaler Ebenen weiterhin solche Projekte wie die Hauswirtschaft möglich sind“, appellierte auch sie noch einmal an die anwesenden Politiker. „Die Vielfalt der Themen und der Menschen, mit denen ich in der Erwachsenenbildung zu tun hatte, waren wunderbar“, resümierte die Ruheständlerin. Dabei seien ihre Themen immer auf die Zukunft, eine Verbesserung der individuellen Lebensbedingungen und der gesellschaftlichen Gegebenheiten gerichtet gewesen, betonte sie.

Abschließend beteuerte sie: „Meine Welt ist weiterhin Langenfeld.“ Auch zukünftig werde sie die Entwicklung der Stadt und der vhs Langenfeld mit Interesse begleiten. Dafür habe sie hier zu viel Herzblut gelassen. Dann verabschiedete sich Juliane Kreutzmann vom Rednerpult, begleitet von stehenden Ovationen.

Bildzeile:        
(v. l.) Juliane Kreutzmann mit ihrem Nachfolger VHS-Leiter Christian Fliegert, Bürgermeister Frank Schneider, Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei Nathanael Liminski und dem Parlamentarischen Staatssekretär Klaus Kaiser.
(Foto: vhs Langenfeld)


Information bei der Volkshochschule Langenfeld, Rathaus, Zimmer 005,
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